Im Wettbewerb durchsetzen

Zwei Geparden durchstreifen die Savanne. Die eine Raubkatze hat seit Tagen Hunger, die andere konnte leichte Beute erlegen. Beide entdecken eine Gazelle. Welche hetzt bei der Jagd bis an ihr Limit?

Jedes Lebewesen steht mit anderen im Wettbewerb – der Algorithmus des Lebens. Er hat ein simples Ziel: Selbsterhalt. Gekämpft wird um Nahrung, Wasser, Territorien und Reproduktion.

Für die meisten Spezies sind das die einzigen Treiber. Bei uns werden Konflikte vorwiegend auf der soziokulturellen Ebene ausgetragen. Im Kern geht es dort um Status, Macht, Respekt oder Wohlstand.

Sind Lieferketten gestört, wetteifern aber auch wir wieder um Nahrung, Wasser oder Medizin. Das ist purer Instinkt und liegt in der Natur des Lebens, in unserer Natur.

Wenn man etwas haben will, muss man bereit sein dafür zu kämpfen. In Zeiten des Überflusses wird das leicht vergessen. Denn alles was wir brauchen ist in Reichweite.

Wettkämpfe werden auf spezielle Bereiche ausgelagert: Wirtschaft, Sport und Medien. Panem et circenses – Brot und Spiele.

In Krisen bricht diese Illusion schnell zusammen. Dann wird Selbstschutz zum Gebot der Stunde. Werden Menschen von Knappheit überrascht, steigt der Bedarf an Sicherheit. Aus Kooperation wird Konkurrenz.

Berthold Brecht hat das 1928 so beschrieben: »Erst kommt das Fressen, dann die Moral.« Und er hat bis heute recht damit. Vielleicht erschaffen wir in der Zukunft ein Utopia, aber bis dahin ist das die harte Wirklichkeit.

Wir schalten automatisch in einen anderen Modus wenn wir, unsere Familien, unser Unternehmen oder unser Land bedroht werden.

Und ob wir es wahr haben wollen oder nicht: dieser Modus treibt Menschen gleichzeitig an und gegeneinander.

Das hat auch Vorteile. Konkurrenz spornt an, sie macht erfinderisch. Biologische und soziale Systeme testen permanent neue Strategien, um zu überleben. Was sich bewährt bleibt, der Rest verschwindet.

Für uns entstehen Probleme immer dann, wenn es zu bequem, zu einfach ist. Dann holen die anderen auf während wir uns in den Erfolg verlieben.

Kinder die ohne Konflikte aufwachsen, keine Herausforderungen meistern müssen, lernen nicht wie man sich durchsetzt.

So ist es auch bei Unternehmen. Wenn über Jahre ausreichend Gewinne erzielt werden, gibt es kaum einen Grund etwas zu ändern. Ein Irrtum, der meistens erst dann erkannt wird, wenn es zu spät ist.

Denn andere schärfen im Hintergrund schon ihre Krallen. Nur weil wir satt sind, heißt es nicht, dass es allen so geht. Wer hungrig ist und nichts zu verlieren hat wächst über sich hinaus.

Im direkten Wettbewerb gehen sie bis an ihr Limit. Wer sich auf der Vergangenheit ausruht hat keine Zukunft.

Es ist noch nicht lange her, da waren wir ganz unten. Der Wiederaufbau war nur möglich, weil Menschen Ambitionen hatten. Sie hatten wenig und wollten mehr.

Diese Menschen haben unseren Lebensstandard geschaffen. Wir stehen auf ihren Schultern und damit in einer idealen Startposition. Was machen wir daraus?