Haben Sie schon mal versucht einen Nagel mit Ihrer Faust einzuschlagen? Seit den ersten Steingeräten bauen wir Werkzeuge, um unser Leben zu erleichtern.
Wir nutzen Technologien, entweder um eine Schwäche unserer Körper auszugleichen oder unsere Körper zu entlasten. Mit unserem Verstand machen wir eher das Gegenteil.
Unsere Wahrnehmung ist auf eine Sache ausgerichtet: In der physischen Welt zu funktionieren. Wie am Fließband leiten unsere Sinne Informationen weiter. Unser Verstand verarbeitet die Daten und stellt Prognosen.
Reichen die Vorräte im Kühlschrank noch ein paar Tage oder muss ich einkaufen gehen? Stürzt mein Kind gleich vom Kletterturm oder hält es das Gleichgewicht? Schaffe ich es vor dem heranfahrenden Auto über die Straße zu spurten oder warte ich ab?
Fragen wie diese beantworten wir ohne bewusst darüber nachzudenken. Wir nehmen wahr und entscheiden – ein praktischer Automatismus. Und weil das so gut funktioniert, gehen wir davon aus, dass sich komplexe Probleme genauso lösen lassen. Irren ist menschlich.
Kognitiv anspruchsvolle Aktivitäten wie die Analyse von numerischen Daten oder das Ableiten von Modellen fällt uns um einiges schwerer. Ein kurzes Beispiel dazu: In welcher Beziehung stehen die X-Werte zu den Y-Werten?
| X | -1 | 0 | 1 | 2 | 3 | 4 |
| Y | -3 | -1 | 1 | 3 | 5 | 7 |
Die Lösung finden Sie am Ende des Beitrags. Und wie schlagen wir uns, wenn wir nicht zwei sondern zehn Variablen untersuchen? Oder anstatt von sechs Werten mehrere tausend untersuchen möchten?
Unser Verstand ist für solche Aufgaben nicht ausgelegt. Warum auch? In der Geschichte der Menschheit haben Probleme wie dieses bisher kaum eine Rolle gespielt. Die Zeiten haben sich geändert.
Jeden Tag werden mehr digitale Daten geschaffen, gesammelt und verarbeitet als am Tag davor. In dieser Flut von Informationen den Überblick zu behalten ist nur der erste Schritt. Jetzt geht es darum, die Welle zu reiten.
Elektrizität und Computer sind die Grundlagen ohne die in unserer Gesellschaft nichts mehr läuft. Durch Daten getriebene Algorithmen führen diese Entwicklung weiter.
Wir brauchen Computer und Algorithmen nicht, damit sie kreativ oder kritisch für uns denken. Sie besitzen kein Gespür für Kausalität, Moral oder Ästhetik. Sie können uns nicht sagen, welche Ansicht richtig oder falsch ist.
Wir bauen diese Werkzeuge aus drei Gründen: Um Daten zu speichern, Berechnungen durchzuführen und Strukturen aufzuspüren.
Sie übernehmen Aufgaben, die uns schwerfallen. Und so erfüllen sie den gleichen Zweck wie die Steingeräte unserer ältesten Vorfahren.
Computer und Algorithmen funktionieren wie Uhrwerke. Sie finden in Sekunden Ähnlichkeiten in Datensätzen. Werden neue Daten eingespeist, verbessert sich die Aussagekraft der Analysen.
Und ihnen ist egal, was sie untersuchen: Patienten und Symptome, Kunden und Produkte, Kredite und Risiken, Menschen und ihre psychologischen Merkmale. Es spielt keine Rolle. Sie finden Zusammenhänge wenn sie vorhanden sind.
Die Menschheit hat durch Neugier, Technologie und Forschung ein komplexes Netzwerk geschaffen, das sich fast über den gesamten Planeten erstreckt. Vieles ist miteinander verbunden. Und wir machen damit weiter.
Aus diesem Gewirr nützliche Signale zu filtern, ist die große Herausforderung unserer Zeit. Unser Verstand kann die Komplexität nicht greifen. Aber er kann das Ziel vorgeben. Die Arbeit leisten andere: Computer und Algorithmen.
Lösung zum Beispiel: Y = 2X – 1
